Nachrichten aus dem Irrenhaus

Schule, Medien und Kulturbetrieb gaukeln uns immer wieder vor, wir hätten es mit unserer Welt mit einer Einrichtung zu tun, die mehr oder weniger erfolgreich die Aufklärung durchgemacht hat oder zumindest zu ihr in engem Bezug steht. Diese Annahme muss notgedrungen zu verlogenen Aussagen, zu Krüppel-Interpretationen führen. Sollte man nicht besser, so frage ich, von der Annahme ausgehen, dass die Welt ein Irrenhaus ist? Kafka, Ionesco und andere Autoren liefern uns Bilder dafür. – Nachfolgend eine aktuelle Nachricht aus diesem Irrenhaus.

1. Bush

Irak. Da kommt einer aus dieser anständigen Bürgerwelt, erschleicht sich mit Betrug das Amt des Präsidenten des wichtigsten Landes dieser Erde: George W. Bush. Dann lügt er, seinen Freunden grosse Einnahmen im Militärgeschäft und seinem Volk für das nächste Jahrhundert versprechend, einen Krieg herbei. Dabei helfen ihm bezahlte Medien, abergläubische Kirchen, eine im Showbusiness suhlende Überflussgesellschaft. En passant tötet er zwar den Tyrannen, der bisher den Irak terrorisiert hat. Doch zurück lässt er ein Land in einem Bürgerkrieg, wie es noch keinen erlebt hat. Und er lässt seine Soldaten weiter im Land, auf dass der Krieg noch etwas dauert und die US-Waffenwirtschaft ankurbelt. Damit verelendet und verarmt das Volk. Es herrschen Elend, Tod und Zukunftslosigkeit. Eine Möglichkeit gibt es für einen kleinen Teil der Bevölkerung: die Flucht in die Nachbarländer, die damit überfordert sind, und nach Europa, das noch nicht erkannt hat, dass die Völkerwanderung das grosse Ereignis unseres Jahrhunderts ist. UNO, EU und jeder und jede Einzelne von uns sind gefordert! Wir haben jetzt zu helfen, was die USA verursacht hat, während diese sich schon wieder auf neue Kriege vorbereitet.

Virginia. 32 Unschuldige starben beim Massaker von Virginia. Das ist traurig. Auch Bush eilt hin und hält eine Rede. Doch niemand regt sich bei den Verantwortlichen, dass die USA das liberalste Waffengesetz der Welt hat, das Waffen-Tragen als Menschenrecht deklariert. Und niemand von den Entscheidungsträgern erwähnt es, dass am 18. April im Irak 180 Menschen umgekommen sind in einem Bürgerkrieg, den der grössenwahnsinnige US-Präsident entfacht und den der Gott auf der einen Seite gegen den Gott auf der andern Seite weiterführt.

2.. Kopp

Da gibt es seit einiger Zeit im Schweizer Gesundheits- resp. Sozialwesen eine Einrichtung, dass Menschen, die es besonders nötig haben, bei den Krankenkassen Prämienverbilligung erhalten. Dafür gibt es ein Gesetz und gibt es Regeln, die dafür sorgen, dass nur die richtigen Leute diese erhalten.

Im Rehabilitations-Film «Elisabeth Kopf – eine Winterreise» erzählt die Ex-Bundesrätin «brühwarm», dass auch sie von dieser Vergünstigung profitiere. Eine Ex-Bundesrätin armengenössig? Wie kann das sein? Sie habe Hypothekarschulden, meint sie. Dabei erhält sie, ohne zu arbeiten, jährlich 200'000 Franken Rente. Sie fährt einen Mercedes und besitzt zwei Eigentumswohnungen. Da kommt mir die Galle hoch. Das ist doch Irrsinn! Ich bezweifle nicht einmal, Frau Kopp ein Gesetz verletzt; dafür hat sie sicherlich teure Juristen als Berater. Doch ich finde so etwas eine moralische Schweinerei und zudem ihre menschliche Bankrotterklärung – geliefert von einer Frau, die einst Bundesrätin war.

3. Vasella

Eigentlich lohnt es sich nicht, über Daniel Vasella zu schreiben. Doch sein Name steht hier für einige Hundert anderer moralisch fragwürdiger Personen der Wirtschaft. Auch für diese lohnt es sich zwar nicht an dem PC zu sitzen. Doch sie sind die Vertreter eines rundherum anerkannten Systems, das es zu hinterfragen gilt, das man weder mit rationalen, noch viel weniger moralischen Kriterien messen kann. – Da lese ich doch in der MZ vom 26. Juni 2007 Folgendes:

Dass TravailSuisse in einer Managerstudie festhält, dass die Chefs von 28 untersuchten Schweizer Firmen im vergangenen Jahre 190 Millionen Franken an Entschädigungen erhalten haben, 32 Millionen oder 20 Prozent mehr als 2005.

Dass zwischen 2004 und 2006 die Chefs ihren Lohn um durchschnittlich 66 Prozent oder 76 Millionen gesteigert haben.

Dass im gleichen Zeitraum 2004 bis 2006 der Reallohn der Arbeitnehmenden um 0,8 Prozent gestiegen ist, womit die Lohnsteigerung der Chefs 80-mal höher war als jene der Arbeitnehmenden. Mehr ist der Studie zu entnehmen: www.travailsuisse.

Das alles sind – nach meiner Meinung – Nachrichten aus einem Irrenhaus. In einer Welt, in der Vernunft, Gleichheit, Gerechtigkeit oder Solidarität regierten, wäre es ein Leichtes, mit dem abgezockten Geld dieser Herren die ganzen Bundesfinanzen zu sanieren (und die Schweiz könnte berechtigterweise die Steuern senken), mit dem abgezockten Geld der Kollegen in der ganzen Welt alle Länderfinanzen sanieren. So einfach ist das! Doch wir befinden uns wirklich in einem Irrenhaus, das regiert wird von Vasella & Co und von einem System, das man die freie Marktwirtschaft nennt, das zwar in keiner Weise etwas mit Freiheit zu tun hat.

4. Blatter

Die Fifa versüsst Urs Linsi, dem ehemaligen Generalsekretär, seinen Abgang mit acht Millionen Franken. So heisst es, von der Fifa zwar nicht, doch von zwei voneinander unabhängigen Quellen bestätigt, in der SonntagsZeitung vom 23. 9. 2007. Weiter: Blatter habe dem Deal nur zugestimmt, damit Ruhe in die Fifa einkehre und wörtlich: «Let Football in Peace!» So nicht, Herr Blatter! Solche Machenschaften gehören an den Pranger, auch wenn Sie behaupten: «Das sind Fifa-Interna. Das ist Sache des Präsidenten.»

Dass Linsi auf Anfrage der Zeitung den Telefonhörer auflegte, lässt Verdächte und Zweifel aufkommen, zumal früher gemunkelt wurde, er werde die Fifa verlassen müssen, und gleichzeitig auch sein Stellvertreter den Posten mit über einer Million verlassen hat.

Welcher Normalsterblicher erhält schon, wenn er, wie bekannt gemacht wurde, eine neue Herausforderung suche, dafür acht Jahreslöhne?

Ärgerlich ist es, dass die Fifa, mit einem solchen Finanzgebaren, ähnlich wie die ZEWO-zertifizierten HEKS, Caritas, Fastenopfer usw. keine Steuern bezahlt. Welche Schindluderei wird hier getrieben, juristisch indes vollkommen legal.

Skandalös wird es dann, wenn die Fifa vom Staat verlangt, dass dieser die durch den Fussball verursachten Krawalle samt entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen zu bezahlen habe, während sie Millionen verteilt und einige Private Geld scheffeln werden.